Wie Städtebauförderung mit den richtigen privaten Partnern funktioniert, konnten die Besucher auf dem Areal der ehemaligen Polizei in Schmalkalden am Samstag selbst sehen.
Schmalkalden – „Da drüben stand der Schwebebalken“, wusste Margit Fleischmann noch genau. Die Schmalkalderin, die 1968/69 in der damaligen pädagogischen Fachschule lernte, hatte einst in der alten Turnhalle Sportunterricht. Zwischenzeitlich war in dem Gebäude die Polizei tätig – heute sind dort dank Antje Töffels und deren Lebensgefährten Peter Heinemann Tanzschule und Veranstaltungsräume untergebracht.
In der einstigen Turnhalle gibt es einen großen Saal, wo am Wochenende schon eine Hochzeit gefeiert wurde. Steigt man die Stufen ins Obergeschoss hinauf, blickt man in einen modernen Spiegelsaal mit Trampolins. Monatlich treffen sich hier bereits etliche Line Dancer und sehr viele Kinder, die von der Jumping-Fitness begeistert sind.
Neues Grün soll entstehen
Im Modell konnten sich die Besucher im Haus in der Weidebrunner Gasse 28 die Erlebnistour Wehrgang genauer anschauen– Architekt Thomas Hinz erklärte sie.
„Vieles ist umgebaut – es ist wunderschön“, sagte Margit Fleischmann und fügte hinzu: „So etwas zieht auch unsere Kinder wieder nach Schmalkalden –meine freuen sich immer, wenn an alter Stelle etwas Neues entstanden ist.“ Im einstigen Haupthaus der Polizei ist der weiße Saal untergebracht, der für Lesungen und ähnliches schon genutzt wird –im Obergeschoss ist eine private Steuerkanzlei zu finden. Möglich wurden die Erneuerungen nicht zuletzt wegen der Städtebauförderung. Noch vor drei Jahren gehörte das Areal dem Land Thüringen. „Wäre das so geblieben, dann hätten wir noch heute ein Sorgenkind“, sagte Bürgermeister Thomas Kaminski. Vor zweieinhalb Jahren übernahm die Stadt das Grundstück. Schnell war ein Konzept für die Außenanlagen entwickelt. Jetzt galt es, einen Nutzer für die Umgebungsbebauung zu finden.
Mit Antje Töffels und Peter Heinemann fand man Partner, mit denen man sich innerhalb eines Monats handelseinig war, so Kaminski. Profitieren konnte man von der Städtebauförderung und so war die „alte Polizei“ in nur einem Jahr umfassend saniert. Im Oktober 2015 konnte sie eröffnet werden – in der alten Sporthalle wurden die ersten Veranstaltungen zum Jahreswechsel durchgeführt – auch das Tanzhaus öffnete seine Pforten.
Eben weil in diesem Bereich die größten Baufortschritte, die durch Mittel aus der Städtebauförderung unterstützt wurden, zu sehen sind, eröffnete Bürgermeister Thomas Kaminski den Tag der Städtebauförderung auch dort. Um die 100 Gäste waren gekommen, um sich umzuschauen, Konzepte erläutern zu lassen und in Visionen zu schwelgen. Die Außenanlagen, sprich der geplante Grüngürtel, sind Stadteigentum und sollen demnächst neu gestaltet werden. „Bis zum Herbst ist die komplette Freiraumgestaltung erstellt“, informierte Heike Roos vom Planungsbüro Roos-Grün. „Im nächsten Frühjahr steht hier alles in Blüte“, versprach sie.
Servicewohnen für Ältere
Der dritte Schwerpunkt in diesem Bereich ist die Weidebrunner Gasse 28 – das Haus, in dem einst die Meldestelle der Polizei und später das Katasteramt untergebracht waren. Zum Tag der Städtebauförderung hatten Interessierte die Möglichkeit, das Gebäude zu betreten und sich von Architekt Thomas Hinz die Zukunftsplanung erläutern zu lassen. Die Stadt nämlich beauftragte das Architekturbüro Bießmann/Büttner, bei dem Hinze arbeitet, ein Nutzungs- und Modernisierungskonzept für das Haus zu erarbeiten. Weil der benachbarte Park und die Nähe zum Stadtzentrum ideale Bedingungen bieten, kamen die Architekten auf die Idee, in dem Gebäude „Servicewohnen“ für ältere Menschen anzubieten. „Ähnlich wie in der alten Kleinschmalkalder Schule“, stellte Architekt Jens Büttner heraus. Die Idee ist geboren – jetzt steht viel Arbeit bevor. Im Inneren bietet das Haus einen altertümlichen Anblick. Fenster, Türen, Heizkörper erinnern noch an alte Zeiten. „Hier gab es früher das Visum für Westreisen“, erinnerte sich Bernd Gellert und Umstehende stimmten ihm zu.
Die Besucher waren vom künftigen Nutzungskonzept des Areals beeindruckt. Das Interesse war bis in die Nachmittagsstunden hinein gleichbleibend gut. „Man muss jedes Objekt anders betrachten – es gehört viel Kreativität dazu“, meinte der Bürgermeister und freute sich, dass privater und öffentlicher Bereich hier ineinander übergehen. „Die Grenzen sind fließend – die Gebäude liegen im städtischen Grüngürtel“, bemerkte er. Durch die Neugestaltung werde freilich auch die Innenstadt belebt. „Es ist ein Selbstverständnis für die Stadt, das Traditionsbewusstsein weiterzuentwickeln“, sagte Kaminski und bedankte sich bei allen, die sich für dieses Projekt stark gemacht hatten.
Foto 1: Bürgermeister Thomas Kaminski eröffnete den Tag der Städtebauförderung im Hof der ehemaligen Polizei – um die 100 Leute waren schon in den Vormittagsstunden gekommen.
Quelle: Südthüringer Zeitung, 23. Mai 2016 Seite 13
Fotos und Text: Annett Recknagel